Artikel nach Datum gefiltert: Dezember 2023

„Eurythmie“
Zum Kurs mit Tanja Teske
„... Aber auch er, jeder einigermaßen gesund empfindende Mensch – der junge, der alte, der weibliche, der männliche – wird ergriffen von der ursprünglichen Wahrheit und Lebendigkeit, die
ihn wie ein frischer Geisthauch anweht aus jeder Bewegungsform der Eurythmie; und je tiefer er in ihr Wesen eindringt, je mehr er sie als Kunst zu fassen und zu verkörpern imstande ist, desto inniger wird er mit der ihr eigenen Lebenskraft verwachsen, desto verwandter wird er sie in seinem innersten Wesen fühlen – bis es ihm schließlich ist, als ob er seinem eigenen Urbild, dem Urbild des Menschen überhaupt, ins Angesicht schaut …“*.

Seit dem Frühjahr bietet Tanja Teske wieder Eurythmiestunden an. Das Neue: Der Kurs ist zeitlich nicht begrenzt und bietet den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit, im wöchentlichen Rhythmus die Eurythmie in der Gruppe zu erleben und zu vertiefen, die Toneurythmie mit Klaviermusik genauso wie auch die Eurythmie nach lyrischen Texten.  Beeindruckend ist immer wieder, wie freudig und aufmerksam  die Eurythmie von der Gruppe im Kirchenraum aufgenommen und gemacht wird und welche Lebenskraft dabei spürbar wird. Ein Schatz auch für die Gemeinde. Hierfür sei Tanja Teske an dieser Stelle herzlich gedankt.

Bettina Köhncke 

* Annemarie Dubach, Die Grund-Elemente der Eurythmie, VIII f.

„Der Christusmaler Friedrich Doldinger“
Rückblick auf die Ausstellung
Ich wurde einige Monate, bevor diese Ausstellung tatsächlich begann, darauf aufmerksam, weil ich beratende Gespräche miterlebte. Mein Interesse war geweckt, und als dann aus den TeilnehmerInnen eines Eurythmiekurses von Tanja Teske in der Gemeinde eine Gruppe entstand, die sich zwei Gedichte dafür erarbeiten wollte, nahm ich gerne daran teil. So begann mein Kennenlernen des Wirkens von Friedrich Doldinger. Ich staunte über das, was ich in den Büchern „Christliche Initiation, Erinnerungen an Friedrich Doldinger“ von Thomas Neß und „Friedrich Doldinger,
Priester der Christengemeinschaft“ von Peter Selg las. Und ich lernte die Sammelleistung des Nachlasses von Friedrich Doldinger durch Thomas Neß und Markus Feldhaus kennen, die diese durch Jahrzehnte geleistet haben.Doldinger1

Friedrich Doldinger war einer der Gründungspriester der Christengemeinschaft. Er war darüber hinaus ein Mensch, der so viele intensive und unterschiedliche Ausdrucksformen gelebt hat, vor allem in den chaotischen Jahrzehnten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er offenbarte sein Seelen- und Geistesleben u.a. durch Wort, Zeichnungen, Gemälde und Musik. An diesen Werken wird deutlich, dass er viele Wahrnehmungen auch jenseits unseres Wachbewusstseins hatte. Ich erfuhr, wie sehr er bei seinen Zeitgenossen alle Formen der Reaktionen auslöste, z.B. Bewunderung und  Erschrecken.Doldinger2

Ich selber erlebte an seinen Gedichten ähnlich Wechselvolles, sie berührten, überraschten, verwunderten und befremdeten mich. Als dann die Ausstellung der Bilder begann, erging es mir mit ihnen ebenso. Ich kam auf intensive Weise mit einer mir bisher unbekannten Biografie in Kontakt, und stellte fest, dass ich davon nicht nur intellektuell bereichert, sondern dass ich in meinem Leben hier und jetzt angerührt wurde. Aus Interesse und Freude an einem tätigen Vertiefen des Zugangs zu Gedichten und einem Teil des musikalischen Werkes von Friedrich Doldinger entstand in der Gemeinde
ein lebendiger Prozess zur Vorbereitung der künstlerischen Gestaltung des Abschlusses der Ausstellung. Und als dieses dann inmitten der Bilder gezeigt wurde, war es wie ein Aufleben des Nachlasses. Über die Initiativkraft von einigen Gemeindemitgliedern staunte ich wieder einmal! Darum danke ich denjenigen herzlich, die ihren Anteil an der Vorbereitung und Durchführung dieser Ausstellung hatten! Das Erlebte wird in individueller Weise weiterwirken. Die Kumpanei des Dreikönigspieles zum Beispiel wählte folgendes Gedicht von Friedrich Doldinger für den Anfang ihrer Proben aus:

Erscheinung Christi
Finde im Denken
die Freiheit,
und Du bist
Gold!
Es leuchten durch Dich
die Höhen.
Finde im Fühlen
die Andacht,
und Du bist
Weihrauch!
Es erklinget durch Dich
der Umkreis.
Finde im Wollen
das Opfer,
und Du bist
Myrrhe!
Es beleben sich durch Dich
die Tiefen.
                       Jochen Künkele