Am 15. März 1925, dem 1. Passionssonntag, wurde die ­Gemeinde Bielefeld/Herford begründet. Die ersten beiden ­Sakramente in Bielefeld waren die ­Taufe von Eberhard Frank am 19.7.1924 und die Trauung von Max und Frieda Westhäuser am 29.1.1925, die Claus von der Decken aus Hannover vollzog.

Eine mindestens hundert Jahre alte Frage – und doch: Ohne eine Auseinandersetzung damit und eigene Antwor-t-vorstellungen darauf kann keine Kumpanei das Wagnis der Bühnenaufführung eingehen. Übersetzen die „Bilder“ auf der Bühne die Fragen und Erwartungen der Menschen im Zuschauerraum? Ist die Sprache sinnstiftend, kann sie noch verstanden werden?

Zur Klausurtagung des Gemeinderates


„Heilsam ist nur, wenn im Spiegel der Menschenseele sich
bildet die ganze Gemeinschaft und in der Gemeinschaft lebet
der Einzelseele Kraft.“                             Rudolf Steiner

In diesem Satz ist eigentlich alles enthalten, was das Gelingen von Gemeinschaft (Gemeinde) gewährleistet. Und doch ist es notwendig für ein tieferes Verständnis dieses Inhaltes, ihn etwas gründlicher anzuschauen. Was heißt: „Im Spiegel der Menschenseele bildet sich …“? Dass eine Gemeinschaft spiegeln sollte, was in den Seelen der Menschen, ihrem modernen Entwicklungsstand gemäß, lebt. Das ist heutzutage das potentielle Mündigsein zum individuellen Urteil. Das bedeutet aber Kommunikation auf Augenhöhe mit jedem Menschen. Diese verträgt prinzipiell keine Anweisung, sondern erfordert bei Informationsgefälle oder im Konfliktfall das Werkzeug der Erklärung (auch in hierarchischen Systemen). Nun ist es interessant, diesen Sachverhalt gemünzt auf das Miteinander in unserer Gemeinde zu betrachten.

Aus dem Gemeindeprogramm August bis November 2020.

Liebe Mitglieder und Freunde!
Was wird morgen sein? Was in den nächsten Wochen? Wir Menschen planen, haben Verabredungen, treffen Vorbereitungen… und dann kommt es ganz anders.
Wir haben in den letzten Monaten erlebt, dass vielen Gewohnheiten und Planungen der Boden entzogen wurde. Ein Gefühl von Unsicherheit stellt sich ein. Es wird uns zu-ge-mutet, mit diesen Unsicherheiten zu leben! Und wenn etwas nicht mehr weitergeht, eine Zusammenarbeit,eine Ehe, ein Leben …?
War alles vergeblich? War aller Einsatz umsonst? Was bleibt zurück? Auf der irdischen Ebene bleibt nichts. Wo einst ein Baum stand oder ein Haus, ist jetzt eine Leere. Auf einer anderen Ebene hat sich Substanz angesammelt. Was aus guten Kräften getan oder versucht wurde, wo Überwindungskraft, Mitgefühl und Wahrhaftigkeit gewirkt haben, da ist etwas entstanden, das bleibenden Charakter, einen Tragegrund für die Zukunft hat. So wächst auch die „Substanz“ der Gemeinde – durch alles, was Menschen an äußeren und inneren Kräften in sie hinein geschenkt haben und weiter schenken. Lassen Sie uns weiter an dieser Gemeinde-Substanz bauen. Wie geht es weiter? In diesem neuen Gemeindeprogramm finden Sie die Orientierung über das, was geplant ist und hoffentlich auch stattfinden kann. Bis eine neue Pfarrerin, ein neuer Pfarrer nach Bielefeld kommt, wird manches anders sein und manches jetzt auch pausieren.
Bitte haben Sie keine Scheu, mich anzusprechen oder anzurufen, wenn Sie ein Gespräch oder einen Besuch wünschen. Denken Sie nicht, der Pfarrer hat jetzt so viel zu tun, da will ich ihm nicht seine Zeit „rauben“. Begegnungen und Gespräche sind neben den Sakramenten unsere kostbarsten Ereignisse. Wir haben leider noch keine Gemeindehelferin, keinen Gemeindehelfer gefunden und hoffen sehr, dass dies bald geschieht.
Helfen Sie bitte mit, eine solche Persönlichkeit zu finden.
Durch diese Situation, nur ein Pfarrer und noch keine Gemeindehelferin, kein Gemeindehelfer, warten viele Aufgaben – kleinere und größere – auf Menschen, die sich einbringen und mitwirken wollen. Es ist auch eine Chance. Die Gemeinde könnte noch selbstständiger und selbstverantwortlicher werden. Vieles kann geschehen, auch ganz Neues, durch initiative Menschen.

Mit herzlichem Gruß
Ingwer Momsen

Liebe Freundinnen und Freunde,
in den letzten Monaten ist in mir immer mehr das Bedürfnis
gewachsen, einen bestimmten Sachverhalt einem größeren
Menschenkreis zugänglich zu machen, sodass er vielleicht
von Menschen, die dazu einen Zugang haben, auch
für wichtig gehalten werden kann und sie dasjenige, um
was es da geht, unterstützen mögen:
Seit ca. einem Jahr übe ich regelmäßig die Grundsteinmeditation
von Rudolf Steiner. Es besteht eine Verabredung mit
einigen Freundinnen und Freunden, dieses zur gleichen
Zeit zu tun. (Wir üben um 6 Uhr, andere machen es z.B. um
8 Uhr.) Wie viele Verabredungen dieser Art bestehen und
wie viele Menschen das machen, weiß ich nicht.
Wir üben nach den Angaben Rudolf Steiners in einem Wochenrhythmus,
bei dem für jeden Wochentag bestimmte
Passagen in einer bestimmten Zusammenstellung ins Bewusstsein
genommen werden, die im wiederholten Umgang
mit ihnen zu Erkenntnissen führen, die einem neu
sind. Man weiß, diese Inhalte sind einem so zuvor noch
nicht aufgegangen.
Das ist schön für einen selber, aber um was es mir hier geht,
ist die Tatsache, dass man immer mehr begreift, woran man
da teilnimmt und welche Bedeutung das für die Welt hat.
Es geht um einen Weltenwerdeprozess, den die Götter vorantreiben
und bei dem Menschen durch das Üben des
Geist-Erinnerns, Geist-Besinnens, Geist-Erschauens mitwirken

müssen, damit die richtigen Weltenwerdetaten geschehen.
Durch dieses Üben wird dieses Anteilnehmen von
uns Menschen qualitativ immer bedeutsamer und so ist es
auch von den Göttern gewünscht und gewollt.

Ein Aspekt noch: dieses Zukunftsweben braucht für sein Zustandekommen
die Mitwirkung der Elementargeister. Unter
Umständen müssen viele von ihnen „wieder ins Boot geholt
werden“. Sie werden in jedem Teil der Meditation extra erwähnt
und (das ist jetzt meine Interpretation) sie brauchen
die Bestätigung, dass Menschen mit ihnen im Christuslicht
zusammenarbeiten wollen. Sie sollten es hören von allen
Seiten, aus allen Himmelsrichtungen.
Ich schreibe dieses, weil wir viele sein sollten bei diesem
Weben, damit das „Feld dichter“-, der Gedankenäther reiner
wird und damit das Ziel, ein Kosmos des freien Wollens des
Menschen, erreicht werden kann, gegen den die Angriffe
der Widersachermächte immer heftiger werden. So hoffe
ich, dass diese Zeilen Sie anregen und sich noch Menschen
anschließen mögen. Ich finde, es geht auch ohne zeitliche
Verabredung. (Das zeitgleiche Tun bewirkt eine Verstärkung.)
Wichtig ist, dass Menschen es über den Tag verteilt
tun. Den Wortlaut des Wochenrhythmus kann ich bei Bedarf
zur Verfügung stellen.


Wolfgang Aufdemkampe

„Der Christusmaler Friedrich Doldinger“
Rückblick auf die Ausstellung
Ich wurde einige Monate, bevor diese Ausstellung tatsächlich begann, darauf aufmerksam, weil ich beratende Gespräche miterlebte. Mein Interesse war geweckt, und als dann aus den TeilnehmerInnen eines Eurythmiekurses von Tanja Teske in der Gemeinde eine Gruppe entstand, die sich zwei Gedichte dafür erarbeiten wollte, nahm ich gerne daran teil. So begann mein Kennenlernen des Wirkens von Friedrich Doldinger. Ich staunte über das, was ich in den Büchern „Christliche Initiation, Erinnerungen an Friedrich Doldinger“ von Thomas Neß und „Friedrich Doldinger,
Priester der Christengemeinschaft“ von Peter Selg las. Und ich lernte die Sammelleistung des Nachlasses von Friedrich Doldinger durch Thomas Neß und Markus Feldhaus kennen, die diese durch Jahrzehnte geleistet haben.Doldinger1

Friedrich Doldinger war einer der Gründungspriester der Christengemeinschaft. Er war darüber hinaus ein Mensch, der so viele intensive und unterschiedliche Ausdrucksformen gelebt hat, vor allem in den chaotischen Jahrzehnten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er offenbarte sein Seelen- und Geistesleben u.a. durch Wort, Zeichnungen, Gemälde und Musik. An diesen Werken wird deutlich, dass er viele Wahrnehmungen auch jenseits unseres Wachbewusstseins hatte. Ich erfuhr, wie sehr er bei seinen Zeitgenossen alle Formen der Reaktionen auslöste, z.B. Bewunderung und  Erschrecken.Doldinger2

Ich selber erlebte an seinen Gedichten ähnlich Wechselvolles, sie berührten, überraschten, verwunderten und befremdeten mich. Als dann die Ausstellung der Bilder begann, erging es mir mit ihnen ebenso. Ich kam auf intensive Weise mit einer mir bisher unbekannten Biografie in Kontakt, und stellte fest, dass ich davon nicht nur intellektuell bereichert, sondern dass ich in meinem Leben hier und jetzt angerührt wurde. Aus Interesse und Freude an einem tätigen Vertiefen des Zugangs zu Gedichten und einem Teil des musikalischen Werkes von Friedrich Doldinger entstand in der Gemeinde
ein lebendiger Prozess zur Vorbereitung der künstlerischen Gestaltung des Abschlusses der Ausstellung. Und als dieses dann inmitten der Bilder gezeigt wurde, war es wie ein Aufleben des Nachlasses. Über die Initiativkraft von einigen Gemeindemitgliedern staunte ich wieder einmal! Darum danke ich denjenigen herzlich, die ihren Anteil an der Vorbereitung und Durchführung dieser Ausstellung hatten! Das Erlebte wird in individueller Weise weiterwirken. Die Kumpanei des Dreikönigspieles zum Beispiel wählte folgendes Gedicht von Friedrich Doldinger für den Anfang ihrer Proben aus:

Erscheinung Christi
Finde im Denken
die Freiheit,
und Du bist
Gold!
Es leuchten durch Dich
die Höhen.
Finde im Fühlen
die Andacht,
und Du bist
Weihrauch!
Es erklinget durch Dich
der Umkreis.
Finde im Wollen
das Opfer,
und Du bist
Myrrhe!
Es beleben sich durch Dich
die Tiefen.
                       Jochen Künkele

„Eurythmie“
Zum Kurs mit Tanja Teske
„... Aber auch er, jeder einigermaßen gesund empfindende Mensch – der junge, der alte, der weibliche, der männliche – wird ergriffen von der ursprünglichen Wahrheit und Lebendigkeit, die
ihn wie ein frischer Geisthauch anweht aus jeder Bewegungsform der Eurythmie; und je tiefer er in ihr Wesen eindringt, je mehr er sie als Kunst zu fassen und zu verkörpern imstande ist, desto inniger wird er mit der ihr eigenen Lebenskraft verwachsen, desto verwandter wird er sie in seinem innersten Wesen fühlen – bis es ihm schließlich ist, als ob er seinem eigenen Urbild, dem Urbild des Menschen überhaupt, ins Angesicht schaut …“*.

Seit dem Frühjahr bietet Tanja Teske wieder Eurythmiestunden an. Das Neue: Der Kurs ist zeitlich nicht begrenzt und bietet den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit, im wöchentlichen Rhythmus die Eurythmie in der Gruppe zu erleben und zu vertiefen, die Toneurythmie mit Klaviermusik genauso wie auch die Eurythmie nach lyrischen Texten.  Beeindruckend ist immer wieder, wie freudig und aufmerksam  die Eurythmie von der Gruppe im Kirchenraum aufgenommen und gemacht wird und welche Lebenskraft dabei spürbar wird. Ein Schatz auch für die Gemeinde. Hierfür sei Tanja Teske an dieser Stelle herzlich gedankt.

Bettina Köhncke 

* Annemarie Dubach, Die Grund-Elemente der Eurythmie, VIII f.