Christengemeinschaft Marburg  

 

Gottesdienst

Veranstaltungen

Informationen

Christengemeinschaft
Marburg
allgemein

Photoalbum

Kontakte

Wegbeschreibung

ferienfreizeiten

Beddelhausen

Ausflug

 

Der Kirchenneubau

Zur Gestaltung von Altar und Fenstern

Viele kennen die alte Volksweisheit, daß einen der Blick in Kinderaugen direkt ins Paradies führt. Auf diese Weise wird in der kulturellen Überlieferung deutlich, daß die Augen „das Tor“ zur Seele sind. Durch sie gehen keine festen Brocken hindurch wie durch den Mund. Vielmehr ist es das Licht. Den bekannten Goethe-Ausspruch kennen wir alle und indem wir jemanden mit „leuchtenden Augen“ oder einem „beseelten Blick“ sehen, bemerken wir, daß nicht nur Licht von außen nach innen, sondern auch von innen nach außen dringt: „das Seelenlicht“.

Sind doch die Fenster in einem Gebäude vergleichbar den Augen des Menschen. Sie bilden eine Art Membran zwischen innerhalb und außerhalb des Gebäudes. Und da ein Gebäude an einem Ort -anders als der Mensch- stehen bleibt, gibt es auch eine Ausrichtung der Fenster in die vier Himmelsrichtungen. Damit läßt sich halbwegs berechenbar mit dem Tageslichtverlauf arbeiten, in dem sich der Stand der Sonne zur Erde und die aufeinander folgenden Jahreszeiten mit ihren eigenen Lichtverhältnissen aussprechen. Wird es dunkel, strahlen die Fenster der belebten Kirche von innen nach außen und der im Dunkeln stehende sieht die Fenster leuchten. Anders am Tag, da sieht der Außenstehende nicht viel, da die Fenster spiegeln. Betritt man aber den Innenraum, so erlebt man das Tageslicht wiederum durch die Fenster „gefiltert“.

Wir diskutierten anhand der Gestaltung über Ideen und Fragen, die der Einzelne mit der Gestaltung der Fenster und des Altars verbindet: Ein solcher Kirchenort ist mit dem Altar nach Osten ausgerichtet. Was ist das für ein Ort, der Osten? Wo beginnt er, wo hört er auf? Wie ist der Übergang zwischen West und Ost, zwischen Nord und Süd? Was verbirgt sich dahinter? Die Fenster versuchen diese und die damit verbundenen Fragen in Gestaltung zuübersetzen. Blau wird mit dem Himmel, der Weite, dem Norden und der Weisheit, Gelb mit dem Süden, der Gerichtetheit, dem Licht und der Wärme verbunden: die Südfenster sind bläulich, die Nordfenster sind gelblich. Im Westen ist die vorherrschende Farbe Gelb, sie ist raumfüllend und formgebend, im Osten sind die Fenster weiß und violett. Viele Stunden könnte man mit Gedanken über diese Zusammenhänge verbringen und ich hoffe, daß der ein oder andere Freude daran findet, sich anhand der Gestaltung seine eigenen Gedanken und Gefühle zu bilden.

Ganz andere Gedanken knüpfen sich an die Form- und Materialsprache des Altars. Ausgegangen waren wir von „einem Tisch in Grabesform“ als Vorgabe für die Gestaltung des Altars. Spannend war das Zusammenspiel des mächtigen Felsbrockens und seines hohen Gewichtes mit der Form, die dieser Stein erhielt. Liegt die Holzmensa auf dem Stein oder wird sie gehalten? Steht der Stein allein oder „helfen“ ihm Mensa, Antependium und Decke, sowie die Kerzenleuchter und Geräte dabei? Was ist das für ein Ort, wo den vier Himmels- richtungen oben und unten, oder „oben“ und „unten“ begegnen? Interessant für mich war auch, daß der Altar bereits gesetzt wurde, und aufgrund seines hohen Gewichtes und seine Volumens auch gesetzt werden mußte, bevor Mauern und Dach vollendet waren. Er stand zunächst in einem Bretterverschlag allein auf der Baustelle und wartete darauf, daß der Kirchenraum um ihn herum geschlossen wurde. Spannend an diesem Projekt war für mich auch der Meinungsbildungsprozeß innerhalb der Gemeinde. Die Entwürfe wurden zum Teil kontroversest diskutiert und schließlich kam eine große Gruppe von Menschen, die die Gemeinde vertrat, dennoch zu einem einmütigen Ergebnis. Das hat mich beeindruckt!

An Ihrer Kirche mitarbeiten zu dürfen hat mich geehrt und mir viel Freude bereitet. Sehr dankbar bin ich auch den unbekannten Chinesen, die den Stipes des Altars gefertigt haben, der Firma Meures, die das ganze organisiert hat, den Schreinern der Arbeitsgemeinschaft in Kehna, die die Mensa fertigten und der Glasmalerei Peters, wo Inka Schubert die Fenster bemalte und das Einbrennen der Farben überwachte.

Andreas Bücklers

 

Geschichte

Kirchenneubau

Elemente einer Bauidee

Zur Gestaltung von Altar und Fenstern